eine Zugfahrt die ist schön, denn da kann was erleben, was ein jeder nicht sehen will.

Ich bin ja Berufspendler, wenn man das so sagen kann, jeden Tag, seit Jahren, von Wehrden Hauptbahnhof nach Paderborn und dann noch ein kurzes Stück mit dem Bus zur Arbeit hin. Ich verfluche die Zeit oft wegen des öffentlichen Nahverkehrs und den 90 Minuten pro Fahrt, aber so ab und an gibt es so ein paar Highlights in der Nordwestbahn zu erleben.

Ich hab es mir lange verkniffen etwas über meine täglichen Begleiter zu schreiben, aber heute Morgen ist das seit langem mal wieder ein richtiger Kracher passiert, quasi gerade, wo ich diesen Artikel schreibe passiert es noch!

Da steigt in Bad Driburg eine recht unscheinbare junge Frau herein und setzt sich in ein bereits mit zwei Leuten gefülltes Abteil. Sie scheint recht aufgeregt, hält einen Ordner von Che Guevara in ihre Hand und liest sich still ein paar komische Vokabeln & Sätze in Gedanken vor. Das sah soweit schon ganz lustig aus, aber jetzt wird’s eklig 😉 Die nervöse Frau steht also auf und guckt sich in der verspiegelten Zugführertür mal etwas genauer an um dann festzustellen, dass ihr Äußeres nicht ganz so optimal für die bevorstehende Prüfung ist, so vermute ich mal. Und nein, es sind nicht die Haare, nicht das T-Shirt, nicht vielleicht das MakeUp (was sie ehr mit dem Bosch-Hammer heute Morgen aufgetragen hat) und auch nicht der viel zu altbackene Rock. Auch die Schuhe sind es nicht. Meine Damen und Herren, es sind die 10 Kameraden die in diesen Stecken, die Zehen—und ich meine jetzt nicht den Lack. Aber die Frau ist vorbereitet! Sie setzt sich zurück in das Viererabteil und zieht aus ihrem Rucksack den Nagelklipper und fängt fröhlich an (dabei wieder die Vokabel sagend) ihre Fußnägel Stück für Stück abzuknipsen. Knips! Knips! Knips… und kleine Halbmonde flogen durch die Luft und landeten hier und da. Langsam aber stetig sammelt sich auf dem Fußboden eine beachtliche Menge eben dieser und die Frau stört sich in keinster Weise an den beiden schimpfenden Nachbarn, die dann recht bald das Abteil verlassen.
Nachdem die gute Frau dann ihr Werk vollendet hatte, genügte ein Blick von ihr auf den Boden und ein sich selbst zugesprochenes, anerkennendes Nicken für die vollbrachte Arbeit. Ein letzter Blick in die Zugführertür, ein letztes Zurechrücken der Möpse und schon konnte es losgehen. Die Frau war wirklich vorbereitet…

Eine schöne Geschichte für einen Donnerstag, so kann nun der Arbeitstag beginnen und als der Zug im Bahnhof einfuhr, sind wir alle gemeinsam mit „Wenn nicht jetzt, wann dann“ ausgestiegen. Also dann, guten Morgen!

P.S: Nur gut das sie kein Ladyshaver dabei hatte 😉